Südbad

Für viele Dortmunder ist das Südbad ein beliebter Ort, um allein oder mit Freunden und Familie sportlich seine Freizeit zu verbringen. Doch die wenigsten wissen, dass der heutige Standort des Südbads eigentlich gar nicht der ursprüngliche Ort ist, an dem die „Südliche Badeanstalt“ einst entstand.
Hier an der Ruhrallee öffnete das Südbad nämlich erst 1960 seine Pforten. Ursprünglich stand das Bad etwa 500 Meter weiter südlich an der Knappenbergerstraße (heute: Am Knappenberg).SüdlicheBadeanstalt-beschr
Gebaut wurde es, als der Schwimmsport noch in den Kinderschuhen steckte. Bereits in den 1870er Jahren gebaut, wurde es am 1.7.1878 eröffnet. An ein gemeinsames Schwimmen und Planschen von Männern und Frauen war damals natürlich noch gar nicht zu denken. Ein erster Schwimmverein, der in Dortmund entstand und von dem das Südbad regen genutzt wurde, war der SV Westfalen, 1896 gegründet unter dem Namen „Dortmunder Schwimmverein“. Hier schwammen die Dortmunder Herren.
1905 wurde das Südbad erweitert. Die Einweihung des Neubaus, der sich optisch dem Altbau anpasste, wurde mit zahlreichen Gästen, Musik und Schwimmvorführungen gebührend gefeiert. Das Südbad galt nun als eines der sehenswertesten und besten Schwimmbäder Deutschlands. Immerhin 40 Umkleidekabinen, 27 warme und kalte Brausen, ein „Luxusbad“ und ein Kohlensäurebad standen den Besuchern nun zur Verfügung. Ein Wandbrunnen auf grüner und blauer Wandgestaltung sorgte für angenehme Badeatmosphäre. Sogar ein Friseursalon war vorhanden. Merkwürdig mutet heute das eingebaute Kabinett für Hühneraugenoperationen an. Allerdings sollte man sich im Neubau nun auch angemessen verhalten: Das Betreten des Badbereichs mit Stiefeln war verboten und wenn man die Duschen nutzen wollte, war man angehalten zur Körperpflege auch Seife zu verwenden. Der Neubau war ein reines „Männerbad“. Ab 1906 durfte der Altbau von der Damenwelt frequentiert werden. Vorher waren jedoch umfassende Renovierungsarbeiten notwenig, denn noch bei der Einweihung des Neubaus war ungewiss, ob der Altbau auf Grund seiner Baufälligkeit je wieder genutzt werden konnte.
Regelmäßig hielt der Dortmunder Schwimmverein im Südbad Schwimmfeste ab, so dass das Bad schnell zu einem Ort regen sozialen Lebens wurde.
Während des Zweiten Weltkriegs wurde auch das Südbad wie viele andere Gebäude der Stadt stark zerstört. Ende der 50er Jahren begann der Wiederaufbau an seinem heutigen Standort. Eingeweiht wurde das Bad, damals eins der größten und modernsten Hallenbäder der Bundesrepublik, am 6.8.1960. Auch diese Einweihung gestaltete sich festlich mit zahlreichen Ehrengästen, Musik, Schwimm- und Springvorführungen und einem Wasserballspiel. Ein Höhepunkt der Veranstaltung war das gemeinsame Schwimmen der Olympioniken Ursula Happe, Aki Rademacher und Walter Handschuhmacher im großen Becken.
Seit seinen ersten Tagen war das Südbad immer ein Ort sportlicher Höchstleistung. Heute finden sich dort täglich Leistungsschwimmer ein, um für nationale oder internationale Wettkämpfe zu trainieren. Vor wenigen Jahren wurden das Schwimmbecken um 3cm auf genau 50 Meter ausgebaut – damit erhielt das Bad seine Zulassung als nationale und internationale Wettkampfstätte.
Bis heute hat sich auch nach umfassenden Sanierungsarbeiten im Keller des Bades eine Besonderheit erhalten: Einzelne Dusch- und Wannenkabinen, die früher auf Zeit angemietet werden konnten, findet der neugierige Besucher noch immer im Südbad. Sind sie heute nur noch ein Relikt vergangener Tage, so zeugen sie doch davon, dass in nicht allzu ferner Vergangenheit ein eigenes Bad mit Dusche oder Wanne in der Wohnung nicht unbedingt selbstverständlich war und man zur gründlichen Körperpflege auf das Schwimmbad in der Nachbarschaft ausweichen musste.
An der Nordseite im Inneren des Bades findet sich eine künstlerische Besonderheit: Dort ist ein Wandfliesenmosaik nach dem Entwurf des Dortmunder Künstlers Harry Fränkel angebracht. Fränkel, Sohn eines jüdischen Kaufmanns, arbeitete vor 1933 als Dekorateur und Kinomaler und leistete während der NS-Zeit Zwangsarbeit, bevor er sich nach 1945 der Kunst widmete. 1956 war er Mitbegründer der Künstlervereinigung „Dortmunder Gruppe“, die sich abstrakten und gegenstandslosen Bildern widmete. Auch das Mosaik des Südbads zeigt nichts Gegenständliches: in warmen Gelb- und Beigetönen sind sich unterschiedlich große Rechtecke gestaltet. Umgesetzt wurde der Entwurf vom Dortmunder Maler Ewald Braun.

Verwendete Quellen und Literatur:
„Tremonia“ vom 21.10.1905
„Ruhrnachrichten“ vom 8.8.1960
Henler, Klaus: Die Entwicklung des Schwimmsports in Dortmund, in: Heimat Dortmund. Zeitschrift des historischen Vereins für Dortmund und die Grafschaft Mark in Verbindung mit dem Stadtarchiv Dortmund, 1998 (1), S. 39.41.
Groening, Frank: Ein Erinnerungsort? – Der Kaiserbrunnen, in: Stadt Dortmund (Hrsg.): Geschichte(n) aus dem Stadtbezirk, Nr. 6 (2013), S. 12-13.
www.dortmund.de/de/leben_in_dortmund/nachrichtenportal/nachricht.jsp?nid=86750
www.baunetzwissen.de/objektartikel/Akustik_Suedbad-in-Dortmund_644657.html
www.kulturserver-nrw.de/-/institution/detail/25313
Bild: Sammlung Klaus Winter, Dortmund

(Autor: Katharina Hülscher. Redaktion: Christina Steuer, Katharina Hülscher, Heike Kollakowski. Dezember 2014)