Heinrich Schüchtermann – Der Geschäftsmann
(20.10.1830 – 20.4.1895)
„Der feine Uhrmacher“
Heinrich Schüchtermann wurde 1830 in Recklinghausen in bescheidenen Verhältnisse geboren. Nach der Uhrmacherlehre bei seinem Großvater führten ihn die Wanderjahre nach London. Der Aufenthalt im industriell aufstrebenden England hat Schüchtermann nachhaltig geprägt und seinen unternehmerischen Geist beflügelt. Zurück in der Heimat eröffnete er 1854 zunächst einen kleinen Uhrmacherladen in Dortmund. Bereits zwei Jahre später zog er gemeinsam mit seiner Frau Antoinette Schiller in ein eigenes Haus in der Brückstraße. Es besaß einen kleinen Garten, in dem sich Schüchtermann gern betätigte.
Der kluge Vermittler
Seit 1862 war Schüchtermann Vorstandsmitglied der neu gegründeten Dortmunder Volksbank, außerdem betätigte er sich in den 60er Jahren im rasch wachsenden Dortmund als Grundstücksmakler. Unter anderem half er dem „Eisenbahnkönig“ Bethel Henry Strousberg Grundstücke zum Ausbau der „Dortmunder Hütten“ zu erwerben. Über den Dortmunder Bankier Wilhelm von Born vermittelte Schüchtermann der Berliner Diskonto-Gesellschaft Grundstücke für den Bau der Dortmund-Gronau-Enscheder Eisenbahn. Sein Uhrengeschäft übergab er 1872 einem Nachfolger.
Der erfolgreichste Unternehmer Dortmunds
Mit dem Ingenieur Carl Josef Kremer gründete Schüchtermann 1870 die Maschinenfabrik „Schüchtermann & Kremer“. Die Firma produzierte Anlagen für den Bergbau. Innerhalb von zehn Jahren war „Schüchtermann & Kremer“ eine europaweit agierende Firma, die sogar auf den afrikanischen Kontinent exportiert. In den 1890er Jahren galt der Geschäftsmann als der „Höchstbesteuerte“ in Dortmund.
Salinen und Bäder – über Dortmund hinaus
Heinrich Schüchtermann orientierte sich geschäftlich jedoch nicht nur in Dortmund. 1871 gründete er mit weiteren Geschäftspartnern in Rothenfelde die „Rothenfelder Salinen & Solbad AG“. Nach der Gründung zunächst in der Salzfabrikation und der Herstellung chemischer Produkte tätig, wurde mit der Zeit die Grundlage geschaffen, Rothenfelde zum florierenden Bade- und Kurort auszubauen. Schüchtermann setzte sich dort vor allem für die Entwicklung Rothenfeldes zum Kinderheilbad ein.
Der engagierte Bürger
Heinrich Schüchtermann trat auch in der Politik und in sozialen Fragen Dortmunds als Initiator auf. Er wurde 1877 in die Versammlung der Dortmunder Stadtverordneten und 1890 zum unbesoldeten Stadtrat gewählt. Hier war er maßgeblich mit verantwortlich für den Bau der ersten elektrischen Straßenbahn Dortmunds. 1884 gründete er zusammen mit seiner Frau, Antoinette Schiller, das Josefinenstift um Not und Elend zu mildern. Unterstützung und Anleitung fanden hier insbesondere dienstlose Mägde, nicht schulpflichtige Mädchen sowie arbeitsunfähige Frauen. Auch die Pflege Armer und Kranker sowie das Betreiben einer Armenküche gehörten zu den Aufgaben des Josefinenstifts. Das soziale Engagement der Eheleute Schüchtermann-Schiller zeigt sich bis zum heutigen Tag in der Arbeit der gleichnamigen Stiftung, die 1895 von den Eheleuten gegründet wurde. Neben familieninternen Destinatären sind auch Legate zur Unterstützung karitativer und sozialer Aufgaben für die Kirche und die Stadt Dortmund eng mit der Stiftung verbunden. Mehr Informationen zu seinem sozialen Engagement finden Sie am Schüchtermann Grab auf dem Ostfriedhof (Link zu: www.guidyon.de).
Der Kommerzienrat
Wegen seines wirtschaftlichen Erfolgs und seines bürgerlichen Engagement ernannte man ihn 1894 schließlich zum königlichen Kommerzienrat. Als Schüchtermann im Jahr darauf verstarb, erwiesen ihm viele seiner Weggefährten mit einem großen Trauerzug die letzte Ehre.
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Verwendete Literatur:
Ostrop, Hermann; Bertram, Helmut: Lebensbilder der Schüchtermann-Schiller´schen Familienstiftung, in: Lebensbilder Deutscher Stiftungen Bd.3, S.205-222.
Wulf, Rüdiger: Ein Wegbereiter der Großstadt Dortmund. Biographische Notizen zum 100.Todestag des Kommerzienrats Heinrich Schüchtermann am 20.April1995, in: Beiträge zur Geschichte Dortmunds und der Grafschaft Mark Bd.85/86, S.5-54.
Mönnich, Horst: Ein Dortmunder Agent. Der Mann der Karlchen Richter hieß, Düsseldorf 1974.
Schüchtermann Klinik Bad Rothenfelde: Wer war Heinrich Schüchtermann? Online-Informationsblatt: http://www.schuechtermann-klinik.de/e175/e337/e1549/e31122/WerwarHeinrichSchchtermannStand10.05.2011_ger.pdf
Archiv für Zeitungsforschung: Tremonia, Artikel vom 22., 23., 24. und 25.4.1895.
Für die Bereitstellung der Bilder danken wir dem Salinenarchiv Bad Rothenfelde.
(Autor: Katharina Hülscher, Christina Steuer, Redaktion: Katharina Hülscher, Christina Steuer, Heike Kollakowski
Mai 2014)